Essays

Essays.

 

- Cyber-Tantra

- Der Traum und seine Bedeutung

- Der Missbrauch der Esoterik

 

Horst Streblow

 

 

CYBER - TANTRA

- Eine Vision -

 


Eigenverlag

 

Streblow, Horst:

Cyber-Tantra

Copyright  1996 by Horst Streblow

Copyright  1996 by Horst Streblow, Eigenverlag, Stahnsdorf

- Alle Rechte vorbehalten -

Ohne schriftliche Genehmigung des Autors ist es nicht gestatte, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung - auch von Teilen des Buches - auf photomechanischem Weg oder ähnlichem Wege.

Die Straßen werden im sauren Regen glänzen und die Fassaden abbröckeln - aber wen kümmern schon Oberflächen und deren Vergänglichkeit... 

Wir werden es uns erlauben können und Zuhause bleiben. 

Wir werden in unsere Ganzkörper-Computer schlüpfen und in virtuellen Welten arbeiten und uns dort auch vergnügen - wunderbar saubere Welten - deren einzige Verseuchung merkantile Phantasien sein werden (unsere Jobs)... 

Phantastische Angebote, die an jeder Windung des globalen Hirns auf Kunden lauern, lüstern locken wie ehedem die Anmacher auf der Reeperbahn... 

Verführungen in die Tempel virtueller Liebesspiele, in die aidsfreien Cybersex-Zonen, schuldfreie Zonen jeglicher Ausschweifung, begrenzt nur von der Ausstattung des Terminals der User, dem multifunktionalen Taucheranzug mit Gefühlsverstärkern und Geruchsynthesizern... 

Keine Krankheiten im virtuellen Raum, keine lästigen Körper, nur manifester Geist und Phantasie und Interface... 

Schöne, neue Hyper-Welt belebter Computer: volltönende Bilderwelten und ungeahnte Reize kunstvoll erzeugter, künstlicher Simulationen auf der Klaviatur unserer Sinne und gechannelte Botschaften der in den Simulationsraum aufgestiegenen Meister, Gurus aus der Tiefe des Datenraums, Geister der Maschine, Vorboten selbstbewußter Computer: der Schritt der Menschheit in die Virtualität als Vorstufe zur Vergottung seiner selbst... 

„Ihr werdet sein wie die Götter", sprach Jesus einst zu seinen Jüngern - und wir wunderten uns, was das zu bedeuten hätte; nein: wir dachten, er hätte damit etwas so sphärenhaftes wie Engel gemeint... 

Träume, wahrgewordene und ein demokratisiertes Jenseits: das bestechliche Reich der Götter (o, Götter waren schon immer bestechlich: Ablässe, Pilgerfahrten, unangenehmste Meditationen, usw.), der God-Space, zu dem man sich Zugang mittels der entsprechenden Hardware und Software erkaufen kann - marktwirtschaftlich und demokratisch, alles ganz realistisch dank interkontinentaler Vernetzung und bevölkert von Milliarden... 

Die Hyper-Realität, realer als ein Leben im Körper, wirklicher als das Eingepferchtsein in einen hautüberzogenen Leib - und ein Dilirium für altmodische Geister, konservative Körperfanaten, die uns wieder zu einem Leben in der Schwerkraft verdonnern wollten, wenn sie könnten... 

Die Virtualität, so unermeßlich bunt in jeglicher Hinsicht, daß nur multiphrene Seelen - einstmals gestählt im Sturmgewitter immer schnellerer Videoclips und -games die uferlosen Landschaften und rasanten Fluktuationen integrieren können (die Massen tummeln sich sowieso nur auf den unteren Spielebenen)... 

Überbevölkerung war nur eine Phantasmorgie des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts, denn der Cyberspace erweist sich als endlos, es ist Platz für alle und jeden, der sich Zugang verschaffen kann (und man täusche sich nicht, es wird den multinationalen Unternehmungen und dem, was von den nationalen Regierungen übriggeblieben sein wird, daran gelegen sein, das soziale Netz ins Virtuelle zu erweitern: die Menschen von den Straßen zu holen, sie in einen Daten-Anzug zu stecken und ihnen die Möglichkeit zum Spiel zu geben: öffentlich zugängliche, billige und meist langweilige Virtualitäten für die Sozialfälle und, je nach finanzieller Leistungskraft, der Aufstieg in irgend einen `siebenten' Himmel) der menschliche Körper nun das Interface zwischen den (Meta-) Programmen des individuellen Hirns und der Unermeßlichkeit der Netze, Daten-Highways zu den organisch wachsenden Cyberspaces in denen alle Welt sich tummelt, multifunktionale Dendriten und Neuronen des künstlichen Weltenhirns, der mentalen Stadt, Mentopolis, des wahrhaftigen Weltenraums, in den jeder sich und seine kühnsten Träume und Realitäten einspeisen kann... 

Kein Muskelkater mehr, keine Verspannungen, keine Brillen oder Prothesen... 

Nur noch ein Augenblick, einige wenige Jahrzehnte bevor wir unsere Körperlichkeit restlos abgelegt haben werden, bis auf die wenigen Körperversessenen, Nachfahren fundamentalistischer Fanatiker und Müslis - direkte Stimulation des Nervensystems: das körperlose Gehirn nebst Aura, todlos, weil endlos regenerierbar, baumelt entspannt in seiner ganz privaten Nährlösung (aber auch nur noch solange, wie diese Substanz noch als materieller Ankerpunkt benötigt wird - schließlich werden wir uns ganz einspeisen und brauchen nicht mal mehr ein Gehirn) und lebt seine Wirklichkeit im globalen Nervensystem, wo es alle trifft, die es treffen möchte, in jedem erdenklichen Körper, jeder möglichen und unmöglichen Verkleidung, jeder simulierbaren Maske, und nicht mehr nur fünf, sechs oder sieben Sinne, sondern Abermillionen Gateways zu dem, was einst Außenwelt genannt wurde... 

Möglichkeiten zu Input und Output an jedem gewünschten Ort der `Erde' - und über Raketen und Satelliten wächst die Sphäre der Wahrnehmung immer weiter in den physischen Weltraum hinein, Millionen Sinne und Münder, Hände und Zungen und ungeahnte Instrumente, Zwitter zwischen den Dimensionen, ganz Vibration, ganz Energie, ganz Symphonie koordinierter Melodien und Amplituden (von Hertz bis Gigahertz, supra-leitend und gedankenschnell weltumspannend)... 

Die Zeitalter der Moralen und Glaubenssysteme, der Ausschließlichkeiten und Eingleisigkeiten findet man nur noch als museale Bits und Bytes in den Datenspeichern der Vergangenheit - angebrochen das New Age, das No Age jenseits von Gut und Böse: alles ist simulierbar ge-worden: Gott/Göttin in Ein- oder Mehrzahl, paradiesische und höllische Dimensionen, Gateways für jeden Geschmack und alles genau so unmittelbar wie es uns heute unsere spärlichen fünf bis sieben Sinne vermitteln... 

Die Frage nach Wirklichkeit, Wahrheit und Sinn ist zu einer Episode in der menschlichen Geschichte geworden, alle Wirklichkeiten sind wahr oder werden wahr, wenn sich nur jemand die Mühe macht, sie zu simulieren, den entsprechenden Datenraum zu schaffen: friedvolle Wirklichkeiten einander Liebe schenkender Wesen, faschistische Datenreiche voll fanatischer Volksmassen, die ihre Unterdrücker umjubeln, Realitäten mit großen, endlos großen Herzen rötlich-golden für einander pochend, sadistische Höllen lacklederner Macho-Sados, die ihren Opfern exquisite Qualen zukommen lassen, erleuchtete Welten lächelnder Buddhas, deren goldene Auras die Dimensionen beseligend durchfluten, orgelnde Kirchen angefüllt mit demütigen Gläubigen in inniger Anbetung der Heiligen Jungfrau, intergalaktische Orgien multidimensionaler Genitalien in genialer Extase bebend, mathematische Hochzeiten metaprogrammatischer Inifinitüden, jurassische Parkanlagen, in denen Kinder sich von Velociraptoren jagen lassen und Helden sie im allerletzten Moment retten, hollywoodianische Intrigenwelten, in denen gefährliche Liebschaften uns sado-masochistische Abhängigkeiten und Erfüllung versprechen, machiavellistische Fürstenhöfe in byzantisch-labyrintischen Datenkorridoren, in denen Mord die sanfteste Umgangsform ist, himmlische Heerscharen, die pausenlos auf der letzten apokalyptischen Posaune blasend das himmlische Jerusalem herunterjauchzen... 

Alle Wirklichkeiten parallel geschaltet, einschließlich der entsprechenden Empfindungen und das von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde perfekter, wie einst die Evolution der Filme vom stummen Schwarzweiß bis zum überlebensgroßen Sensurround 180 Grad Imax-System - und jetzt, fünfzig Jahre später: direkt an die Neuronen an-geschlossene künstliche Nervenbahnen, unser Gehirn nun ganz Interface und angereichert mit Gefühlen/Gedanken/Wahrnehmungen, die den Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts nicht einmal in ihren exotischsten Träumen vorstellbar waren... 

Und der freudige Zusammenfluß bis hin zur Verschmelzung vieler Individuen zu einem gemeinsamen extatischen Tanz durchs unendliche Mentopolis und weit darüber hinaus - und aus der Tiefe tauchen die Archetypen, die Uralten auf und lösen sich auf in diesen Tanz der Erzeuger und Vernichter jener Welten, die nur für die konservativen Beharrer in der alten menschlichen Form nicht-real sind, virtuell und unwirklich, weil sie sich nicht hineinbegeben wollen, aus Angst sich selber zu verlieren - wo sie doch schon längst verloren gegangen sind, verloren auf der Suche nach einem Selbst, das es (so wie sie es sich dachten) nie gegeben hat. 

Ach, und vielleicht werden wir sogar bisweilen nostalgisch beim Gedanken an die einstmalige Suche, die spirituelle zum Beispiel, und an ihre Verheißungen: war das nicht in Wahrheit eine wunderbare Karotte der Priester und Meister, mit denen sie uns Jünger und Schüler bei der Stange und unter Kontrolle hielt? - Und wir hatten unseren Spaß dabei, wir lernten o so vieles dazu und auch 'ne Menge Unsinn ab... 

Aber: vorbei, keine Suche mehr, nur Spuren und Fährten ohne Eindeutigkeit, nur noch viele, unendlich viele Deutungen und Erfahrungen und allesamt parallel - wir werden gelernt haben müssen, vieles auszuhalten, endlos vieles zu fassen, zu umfassen, zu umarmen, wir werden Tantriker im wahren Sinne des Wortes sein: Cyber-Tantriker, Surfer der Innenwelten, die jetzt überall um uns herum manifest sind (Innen und Außen durchdringen sich, lediglich getrennt von der dünnen Membran der unzähligen Instrumente, die uns nun zur Verfügung stehen - und wir erleben die Wirklichkeit endlich, wie uns die Mystiker aller Zeiten versprachen, als eine kontinuierliche Landschaft, ohne Grenze)... 

Organisches und anorganisches, Zellen tierischer/menschlicher Herkunft werden zusammenwachsen mit den Kristallen esoterischer Materialien - die bizarrste Synthese seit der Geburt des Sonnensystems... 

Zusammen fließen, ineinanderschmelzen und wieder auseinanderstieben, schwanger mit den Samen unserer Erlebnisse... 

Und immer weiter, weiter, endlos weiter, bis wir alle Dimensionen und Datenräume, alle Landschaften der unermeßlichen Welten, bis wir alle Faszination hinter uns gelassen haben, alle Persönlichkeiten gelebt, alle Wege gegangen, alle Ebenen durchmessen... 

Die Stille, die reglose, unberührbare Ruhe hinter diesem Tanz, reglos, frei und völlig gefaßt, transzendent widerstandslos in alles hineinragend, als bedingsloses Ja immanent in allem, wie Dionysos, wie Shiva im schöpferischen gleichwohl vernichtenden Tanz: nicht nur Ja sagend sondern Ja tanzend, Ja lebend in allen Dimensionen, Faszinationen, Illusionen, Realitäten, physischen/psychischen und virtuellen Körpern - das allumfassende Nichts, wie ein silbriger Schimmer in jeder Empfindung, jeder Phantasie, jeder Philosophie... 

Ganz Zukunft und ganz gegenwärtig - mit vollem Zugriff auf die abgespeicherte Vergangenheit (auch die Akasha-Chroniken endlich jedem interessierten User zugänglich)... 

Das Neue Zeitalter angebrochen und so ganz anders, als wir es uns bei Anbruch des Wassermanzeitalters denken konnten... 

Und wir verwandelten unsere blumenkinderhafte Illusionen in kreative Revolutionen der Unterhaltungsbranche und die Freaks von Apple brachten dem Computer das Laufen bei und die Grünen krempelten die politische Landschaft um, bis die Basisdemokratie on-line real wurde, Glasfaserkabel in den politischen Raum... 

Das Neue Zeitalter: endlich können wir die Natur in Ruhe und die Erde sich selbst überlassen (und den Müslis und ihren spirituellen Brüdern und Schwestern)... 

Wir Hippies der Seele, wir leidenschaftliche Liebhaber des Unbekannten werden das Multiversum der unerschöpflichen Phantasie besiedeln - und vielleicht ab und an mal zu Besuch kommen auf die Gute Alte Erde, um zu sehen, inwieweit sie sich schon vom Wahnsinn des zwanzigsten Jahrhunderts erholt hat...

 ...und
wir werden
mit den Walen
den Weltenraum
umspannende
Lieder singen ... 

 


 

 

 

Horst Streblow

 


Der Traum und seine Be-Deutung

- ein phänomenologisch-hermeneutischer Zugang -

 

 Eigenverlag

 

 Streblow, Horst:

Der Traum und seine Be-Deutung

Copyright  1996 by Horst Streblow

Copyright  1996 by Horst Streblow, Eigenverlag, Stahnsdorf

- Alle Rechte vorbehalten -

Ohne schriftliche Genehmigung des Autors ist es nicht gestatte, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung - auch von Teilen des Buches - auf photomechanischem Weg oder ähnlichem Wege.

 

Eine gute Möglichkeit Träume zu deuten, besteht zunächst einfach darin, daß wir das, was sich vordergründig im Traum abspielt zu erfassen versuchen. 

Hilfreich ist oft alles genau Wort für Wort noch einmal aufzuschreiben, was man behalten hat. 

Wir beginnen also auf einer rein phänomenologischen Ebene, indem wir die einzelnen Teile des Traumes so prägnant wie nur irgend möglich zu erfassen versuchen. 

Wir setzen dazu all unsere Sinne ein, indem wir den Traum szenisch und atmosphärisch so genau wie möglich erzählen lassen oder eben aufschreiben, d. h. wir versuchen den Traum gleichsam zu ertasten, zu erfahren und zu erwandern, lassen uns das Augenscheinliche ins Auge fallen, an unser Ohr dringen und in unsere Nase steigen. 

Dazu ist es oft hilfreich, wenn wir den Traum noch einmal in der Gegenwart mitteilen. D. h. wir machen uns hier mal völlig frei von allem was wir bisher über Symbole und deren Bedeutung gehört haben und halten uns streng an das Offensichtliche, an die Phänomene. 

Sodann versuchen wir das Wahrgenommene zu erfassen. Was wir davon überhaupt erfassen können, ist natürlich abhängig was wir subjektiv überhaupt zu erfassen vermögen. Im Erfassen wird der ursprüngliche dem Traum immanente (primordiale) Sinn jedoch subjektiv verfremdet, wird das Wahrgenommene moduliert auf dem Hintergrund unserer Erfahrungen. An was erinnert mich diese Person, dieses Objekt oder diese Traumszene, was fällt mir dazu ein. Kenne ich die Gefühle auch aus anderen Zusammenhängen?   

In einem dritten Schritt versuchen wir den so erfaßten Trauminhalt zu verstehen. Dies ist der wichtigste Schritt und Voraussetzung dafür, daß der Traum unser Bewußtsein (unser bewußtes Sein) verändern kann. 

Das Verstehen beinhaltet eine größere Exzentrizität (also eine Distanzierung) als das Erfassen. Verstehen meint hier nicht nur kognitives Verstehen, vielmehr geht es darum die Fülle des Erfaßten zu differenzieren, um den immanenten Sinn prägnanter werden zu lassen. 

Um zu einem Verständnis des Traumes zu kommen ist es nötig, den Traum auf dem Hintergrund unterschiedlicher Folien zu deuten, d. h. eine mehrperspektivische Sicht zu entwickeln. 

Zunächst gilt es zu schauen, welche Art der Traumdeutung angemessen ist, wobei es innerhalb eines Traumes auch Überschneidungen geben kann. 

Bei der sogenannten "Objektstufendeutung" handelt es sich bei den im Traum vorkommenden Personen um reale Personen, die der Träumer kennt. 

Bei der sogenannten "Subjektstufendeutung" verkörpern die vorkommenden Personen Anteile oder Subpersönlichkeiten des Träumers. Dabei können alle möglichen Trauminhalte (z. B. Häuser, Pflanzen, Figuren) Subjektstufencharakter haben. Die Übertragungsdeutung schaut, welche Aussagen der Traum in Richtung Therapeut oder therapeutischer Situation macht.   

Sehr häufig handelt es sich bei Träumen:

- um ein existentielles Geschehen, das dem Träumer etwas sagen will, eine verschlüsselte Botschaft.

- um den Versuch einer Konflikt- bzw. Problemlösung auf dem Hintergrund eines alten oder eines aktuellen Problems. 

- um die Inszenierung eines Stücks Lebensgeschichte.   

Sieben Schlüsselfragen zu einem Traum:

1. Wie verhält sich das Traum-Ich?

2. Welche Symbole sind für mich wichtig?

3. Welche Gefühlszustände bzw. Atmosphären kommen

    im Traum vor?

4. Zu welchen Handlungen kommt es?

5. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Traum

    und einer aktuellen Alltagssituation, einem zukünftigen

    Ereignis oder eines Persönlichkeitsaspekts von mir?

6. Mit welchen Fragen werde ich konfrontiert?

7. Welche Fragen habe ich an die Traumgestalten? 

Vor allem für die Subjektstufendeutung eines Traumes eignen sich in besonderer Weise die Dialog- - Rollentausch- und Identifikationstechniken der Gestalttherapie (Beispiel: "Stell Dir vor Du bist jetzt mal dieses Haus oder dieses Auto in Deinem Traum und versuch dann doch einfach mal aus dieser Position heraus zu sprechen, sag alles was Dir einfällt"). 

Aber auch der Einsatz von Medien wie Malen, Modellieren und das Umsetzen in Bewegung führt zu einer Vertiefung des Traumverständnisses.   

Wenn wir den Traum tief genug verstanden und durchgearbeitet haben, sind wir in der Lage das Verstandene zu erklären. Dies ist die Voraussetzung dafür, daß sich unser Bewußtsein in eine neue Richtung zu orientieren vermag. Jetzt hat das Erfaßte und Verstandene Sinn erhalten und die hermeneutische Spirale kann sich für einen neuen Zyklus öffnen.   

 

 

Horst Streblow

  

VOM MISSBRAUCH DER ESOTERIK

Eine kritische Betrachtung...

 

... geboren aus Diskussionen mit Rollo über dieses Thema

  

Eigenverlag

 

 Streblow, Horst:

Vom Mißbrauch der Esoterik

Copyright  1996 by Horst Streblow

Copyright  1996 by Horst Streblow, Eigenverlag, Stahnsdorf

- Alle Rechte vorbehalten -

Ohne schriftliche Genehmigung des Autors ist es nicht gestatte, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung - auch von Teilen des Buches - auf photomechanischem Weg oder ähnlichem Wege.

Inhalt                                                              

 

1 Vorwort                                                       

2 Die esoterische Inflation 

                   
3. Spirituelle Scharlatane  

                            

4 Der authentische Weg                               
 

5 Drei wichtige Unterscheidungskriterien       

   

   5.1 Kritische Selbsteinschätzung      

             

   5.2 Der richtige Weg     

                               

   5.3 Der echte Lehrer                                     

 

6 Nachwort                                                      

 

 1 Vorwort

Das Wort „Esoterik“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „innerlich“ oder „nach innen gerichtet“. 

Einst bezeichnete es das nur den Eingeweihten zugängliche geheime, innere Wissen. Esoterik in diesem Sinn ist unabhängig von einem Kulturkreis oder einem bestimmten Zeitalter. 

„Esoteriker“, solche Menschen also, die tiefer nach innen geblickt haben und die aus dieser Erfahrung größere Weisheit erlangt haben als ihre Zeitgenossen, gab es zu allen Zeiten und in allen Kulturen. 

Solch inneres Wissen wurde auch festgehalten, aufgezeichnet und an andere Menschen weitergegeben. Es drückte sich aus in den mystischen Traditionen aller Religionen und Völker in Ost und West. 

Esoterische Lehren und spirituelle Wege, die auf ihnen aufbauen, existieren, seit die Menschheit besteht, denn sie fassen ein menschliches Grundbedürfnis

­ den Wunsch, sich selbst zu erkennen,

-        Sinn, Ziel und Wahrheit des eigenen Lebens zu finden.

In sich zusammen. 

Aus genau diesem Grund wäre es auch müßig, über den „Sinn“ oder die „Daseinsberechtigung“ der Esoterik zu sprechen. 

Meist machte das esoterische Wissen eines bestimmten Kulturkreises den innersten Kern der dort vorherrschenden Religion aus oder drückte sich aus in Mysterien-Schulen, Sekten, Geheimbünden und ähnlichen Zusammenschlüssen von Gleichgesinnten.

Sehr oft wurde esoterische Weisheit von den etablierten Religionen und nicht selten auch von weltlichen Organen als Bedrohung der eigenen Machtinteressen empfunden und entsprechend heftig bekämpft. 

Der Grund, warum Esoterik „geheim“ war und nur einigen Auserwählten zugänglich, lag nicht selten darin, daß es schlichtweg gefährlich war, solchen Kreisen von Wissenden anzugehören oder auch nur, bestimmte Schriften zu besitzen, und daß jeder, der nach Höherem strebte, auf strenge Proben gestellt wurde, ob er überhaupt reif und bereit sei für die Weisheit der Eingeweihten.

 

2 Die esoterische Inflation

In unserer modernen Zeit hat sich dies gründlich geändert. 

Heute ist Esoterik gleichbedeutend mit einem gewaltigen Supermarkt der Metaphysik, in dem sich Millionen von Menschen aus den unterschiedlichsten Motiven nach Gutdünken bedienen. 

-        „Spiritualität“,

-        „New Age“,

-        „Neues Denken“,

sind weitere Schlagworte, die den gewaltigen und gewinnträchtigen Spektakel zu Beginn des Wassermannzeitalters umreißen. 

In dieser „Wendezeit“ wurde Esoterik zum Konsumgut, zur Massenware, zum Modetrend. Man muß nur über eine der in allen größeren Städten regelmäßig veranstalteten Esoterik-Messen schlendern, um zu sehen, welche Niederungen der Banalität das Wort „Esoterik“ bezeichnet.

 Als „esoterisch“ gilt heute alles, was einen Hauch übersinnlicher Exotik verströmt:

-        Händchenhalten bei Kerzenlicht für die Welterrettung

-        das verzückte Lauschen auf die Botschaft irgendeines

  jenseitigen Verkünders von Liebe und Weisheit, 

-        das selige Davonschweben in einer mit salbungsvoller

  Inbrunst geführten Lichtmeditation

-        wie der Besuch bei selbsternannten Aurallesern, Wahr-

  sagern oder Reinkarnationstherapeuten. 

Esoterik wurde zum allseits beliebten Amüsement:

­ Tischcherücken als Rettung müder Parties,

-        Tarot als Zeitvertreib gelangweilter grüner Witwen,

-        die Selbstbefreiungsgruppe als dramatisches Gesell-

  schaftsspiel,

-        das Kokettieren mit okkulten Phänomenen als echter

   Nervenkitzel in einer reizüberfluteten Medienwelt. 

Bei dieser Jagd nach übersinnlichen Reizen und Erlebnissen wird der tiefere Sinn spiritueller Wahrheit gnadenlos auf den Kopf gestellt:

 ­ aus „Liebe“ wird das Brodeln schwülstiger Emotionali-

   tät,

-        aus „Weisheit“ das Nachplappern vorgestanzter

  Worthülsen,

-        aus „Selbstbefreiung“ das zügellose Ausleben egozentrischer Affekte,

-        aus „Erleuchtung“ das schwelgerische Hochgefühl.

 

Natürlich existierte immer schon eine Art „Volksesoterik“. Dunkles Gemunkel über

-        Prophezeiungen,

-        Wahrsagekunst,

-        Magie

-        übernatürliche Phänomene

-        bis hin zum platten Zeitungshoroskop. 

Natürlich haben immer schon einige Gewitzte mit diesen Dingen Geld verdient, denn das Geheime ist zugleich auch das Begehrliche, mit dem man nicht nur den Dummen früher so manchen Taler, heute so manche DM und demnächst so manchen Euro aus der Tasche ziehen konnte und kann. Das war bestimmt in der Antike und im Mittelalter nichts anders als heute. 

In der modernen Zeit aber geriet der neugierige Drang zum Übersinnlichen zur kommerziellen Massenbewegung. 

Die esoterische Übertölpelung geschieht auf vielen Ebenen ­ für jeden ist das richtige dabei. 

Das gesamte Spektrum esoterischer Kultur und Unkultur tummelt sich in bunter Fülle und endlosen Variationen auf dem Marktplatz der neuen Transzendenz. 

Eine schillernde Mischung aus den Religionen und Philosophien aller Zeiten und Kulturen, sämtlichen Methoden der Psychologie, sowie ein Querschnitt durch Mystik, Okkultismus, neue Wissenschaft, paranormalen Phänomenen und allen spirituellen Systemen aus Ost und West bis hin zu den niedersten okkulten Künsten bietet sich heute in den Regalen der Buchhandlungen, den „esoterischen“ Fachzeitschriften und den Programmen der diversen Anbieter dar.

Zum Teil in oft atemberaubender Weise kreuz und quer vermischt und verschnitten. Ein Cocktail der Methoden und Wege. Leicht konsumierbar und rasch berauschend. Aber ohne wirklichen Tiefgang. 

Von der offensichtlichen Verdummung Leichtgläubiger in dubiosen Sekten bis zur ausgefeilten Mischung aus Psychologie und östlichen Lehren findet sich für jeden Geschmack, für jeden Intelligenzquotienten, für jeden Problemkreis das passende Angebot in allen Preisklassen und Versprechungskategorien:

­ vom Astralreisepulver, das unter das Kopfkissen zu

  streuen ist

-        bis zur Ausbildung zur „spirituellen Meisterschaft“ im

  Dreiwochenkurs,

-        vom esoterischen Scherzartikel bis zur teuren Einbahn-

  straße in Selbstüberschätzung und Eitelkeit.

 

3 Spirituelle Scharlatane

Was sich seit den siebziger Jahren in den westlichen Industrienationen abspielt, ist die Inflation „esoterischen Wissens“. Ihre seelenlose Vermarktung als Mischung aus – Irreführung,

-        Verfälschung,

-        Scharlatanerie

-        und blanker Geldgier.

 

Die Lawine an „esoterischen“

-        Büchern,

-        Videos,

-        Accessoires,

-        Kursen,

-        Seminaren,

-        Techniken,

-        Methoden und Wegen,

die über die an ihren Werten  und Traditionen zweifelnde, unzufriedene und reizüberflutete Gesellschaft hereingebrochen ist, ist unüberschaubar und zieht Millionen von Menschen in ihren Bann. 

Darunter sind viele Neugierige, Gelangweilte und solche, die in ihrer konsumübersättigten Umgebung nur nach einem neuen kurzlebigen Reiz suchen. Aber auch viele ernsthafte spirituelle Sucher, die durch die pseudo-esoterische Springflut vom Finden und Gehen eines authentischen Weges abgehalten werden und im schlimmsten Fall in psychischer und materieller Abhängigkeit von irgendeiner im wahrsten Sinne des Wortes „vielversprechenden“ Sekte enden. 

„Die westliche Welt ist zu einem Paradies für ‚spirituelle’ Scharlatane geworden,“ bemerkte der tibetische Lama Sogyal Rinpoche, der in einer Kultur erzogen wurde, die in ihrer Gesamtheit auf die jahrhundertealte Pflege tiefster Weisheitslehren aufbaute. Dort war es nicht schwierig, einen authentischen Meister zu finden, eine wirkliche spirituelle Praxis unter kompetenter Anleitung durchzuführen. 

Den Menschen im Westen aber fehlen oft die Kriterien und Richtlinien, um einen echten spirituellen Weg von bloßer Geschäftemacherei zu unterscheiden. 

Zu verlockend sind die Versprechungen, zu interessant die Angebote, zu charismatisch die sogenannten Führer und Meister, zu clever die Manager hinter den Kulissen, die für das richtige Marketing sorgen. Und genau hier liegt der springende Punkt beim Umgang mit der modernen Esoterik-Inflation. Den meisten Menschen fehlt es an Unterscheidungskriterien. Wer vermag zwischen Authentizität eines Weges und Scharlatanerie unterscheiden, zwischen echter Spiritualität und faulem Zauber?

 Die moderne Esoterik ist vogelfrei. 

Nirgends ist es so einfach, sich als „Meister“ oder „Lehrer“ oder „Therapeut“ oder gar als „Sprachrohr Gottes“ zu profilieren als auf einem Gebiet, das sich jeder objektiven Überprüfbarkeit entzieht. Dort ist jeder ein Fachmann, der sich dazu ernennt, jeder ein Führer, der Anhänger findet, jeder ein Heiliger, der sich in der Hierarchie einer Sektenorganisation empordienert. 

Es fällt leicht, sich mit Hilfe transzendenter Plattheiten die Aureole des Wissenden, Geheimnisvollen zu verleihen, den Scheinheiligenschein des verklärten Übermenschen. 

Wer will auch beweisen, daß jemand keine Gotteserfahrung hatte, kein Erleuchtungserlebnis, keine Selbsterkenntnis, keine Vision höherer Mächte, kein Gespräch mit Engeln oder „hinübergegangenen" Meistern, keinen Freiflug im UFO. 

Auf dem „Esoterik-Markt" finden sich zu hauf Entgleiste in mehr oder weniger fortgeschrittenem Stadium, deren „Meisterschaft" in wenig anderem besteht als in skrupellosem Größenwahn und abgrundtiefer Verantwortungslosigkeit. 

Nichtsdestotrotz sind die meisten umgeben von einer Schar blindgläubiger Jünger, von Organisationen, die nicht selten weltumspannend sind und mit der Ware „Esoterik" Umsätze großer Industriefirmen tätigen.

4 Der authentische Weg

Soll das alles nun heißen: alles was sich heute esoterisch nennt, ist Humbug und Bauernfängerei?

Treffen die spöttischen Vorurteile all jener zu, die sich zur Bewahrung eines veralteten schulwissenschaftlichen oder orthodox religiösen Weltbildes zusammengefunden haben und im blinden Eifer einer modernen Inquisition alles totschweigen oder lächerlich machen, was den Bestand ihrer Lehrsätze gefährdet?

 Nein.

 Gerade in unserer Zeit, die geprägt ist von zunehmender - Sinnentleerung,

- Vereinsamung,

- Entfremdung und seelenlosen Technisierung,

- Streß,

- Lärm

- hirnerweichender Reizüberflutung

durch die Massenmedien kann ein authentischer spiritueller Weg den einzelnen Menschen zurück in die Mitte führen. Kann ein Gegengewicht schaffen zu den negativen Aspekten der modernen Welt. Kann einen echten Lebenssinn erschließen und Antworten geben auf die Fragen des Daseins. 

Die Betonung aber liegt auf dem Wort „authentisch". Das meiste im Angebot des modernen „Esoterik-Supermarktes" ist im Grunde nutzlos im Sinne einer echten spirituellen Entfaltung. 

Was nützt es der Einsicht in die Essenz des Selbst, was nützt es dem Wohl allen Lebens, wenn man

- jenseitige Wesen durch sich sprechen läßt,

- sich in der nestwarmen Sentimentalität einer gleichge-

  sinnten Gruppe suhlt,

- reigentanzend die transzendente Seligkeit eines neuen

  Zeitalters beschwört,

- in Schnellkursen wahllos exotische Rituale aus ihrem  Zusammenhang reißt, 

- fremdgesteuerte Suggestionen für Glück und Erfolg ins Unterbewußtsein stopft

- sich mit schwarzmagischen Praktiken seinen Weg durchs Leben bahnt? 

Welchen Sinn hat das lustvolle Zerstören von Denkmustern und Verhaltensweisen in radikalen Marathon-Therapien, wenn man ohne Perspektive und behutsamen Neuaufbau auf den Trümmern seines alten Weltbildes sitzenbleibt, getröstet von einem Dutzend wohlklingender

 Denke-Positiv-Phrasen? 

Was bringt der überwältigende Bücherkonsum, wenn der Maßstab für die Unterscheidung von Nützlichem und Nutzlosen fehlt? 

Ist nicht ein Großteil der sogenannten "spirituellen" Erfahrungen, die so vielen Menschen scheinbar rasch und mühelos in den Schoß fallen, nur Rührung über die eigene Ergriffenheit oder mittels schwunghafter Gruppendynamik hervorgerufener Überschwang? 

Ist vieles davon nicht nur angenehmer, einlullender und letztendlich eitler Selbstbetrug? 

Ist das alles nicht genau das Gegenteil einer wirklichen spirituellen Entwicklung? 

5 Drei wichtige Unterscheidungskriterien

Ich komme zurück zu den Unterscheidungskriterien. Es würde sicherlich den Rahmen dieser Überlegungen sprengen, sie alle in ihren Feinheiten aufzuführen und sie ausführlich zu durchleuchten. Daher bleibe ich bei einigen Faustregeln, um die Spreu vom Weizen zu trennen: 

5.1 - Kritische Selbsteinschätzung

Der erste und bestimmt nicht der einfachste Schritt zu jeder erfolgreichen spirituellen Praxis ist eine objektive, ehrliche und möglichst klare Einschätzung der eigenen Persönlichkeit und der eigenen Motivation, sich überhaupt mit Esoterik und Spiritualität auseinanderzusetzen: 

Ist es

- Neugierde,

- Langeweile,

- die Faszination des Geheimnisvollen,

- das Befolgen einer Mode,

- die Suche nach Ablenkung oder einem Fluchtweg aus

  unbefriedigenden Lebensumständen,

- ein vorübergehendes romantisches Gefühl des „Heilig-

  seinwollens",

- ein Verdrängen von „weltlichem" Versagen,

- ein Verdrängen von unbewältigten psychischen Problemen? 

Der moderne Esoterik-Markt bietet für alle diese Beweggründe ein reiches Angebot, das diesen Erwartungen entspricht, aber mit echter Spiritualität nichts zu tun hat. 

Ein authentischer spiritueller Pfad hat wenig mit Emotionalität zu tun, mit „Hochgefühlen" und „Heiligkeit", mit Flucht vor den Problemen des Alltags in ein esoterisches Disneyland. 

Ein authentischer spiritueller Weg bedeutet

- harte geistige Arbeit,

- harte Disziplin

- Verzicht auf all die wohligen Illusionen,

die gewöhnlich unter dem Begriff „Esoterik" angeboten werden.

 Ein authentischer spiritueller Weg setzt eine einigermaßen gesunde, gefestigte und stabile Persönlichkeit voraus, die mit dem eigenen Leben und den eigenen Problemen, die man immer nur selber lösen kann, umzugehen weiß.

 5.2 - Der richtige Weg

Der nächste Schritt ist die Wahl einer Methode, die zu den Zielen des spirituellen Weges führen kann. 

Dabei ist natürlich klar, daß jede Methode nur eine Äußerlichkeit ist, eine Krücke, ein Hilfsmittel, das nie zum Selbstzweck werden darf. Ein Gefäß, in welches das 

„Wasser des Lebens", um einen poetischen Ausdruck zu gebrauchen, abgefüllt ist. 

Entscheidend ist ausschließlich der Inhalt, doch ohne geeignetes Gefäß ist der Inhalt nicht vermittelbar. 

Das Gefäß aber muß vor allem rein und sauber sein, um den kostbaren Inhalt nicht zu verschmutzen und zu verfälschen. Seine äußere Form kann dabei schlicht und unauffällig sein. 

Auf dem esoterischen Markt werden viele reich verzierte „Gefäße" angeboten, die entweder gar kein „Wasser" enthalten oder nur abgestandenes oder verschmutztes.

 on einem „Weg", der vor allem aus „Organisation" besteht, aus Marketing, Missionieren und Geldverdienen, sollte man besser die Finger lassen.

Ebenso von einem „Weg", der seine Anhänger an sich bindet. Abhängig macht. Mit geschriebenen und ungeschriebenen Geboten, Verboten und Tabus überhäuft ist 

und sich selbst als „den einzig wahren Weg" bezeichnet

Eine solche Mischung aus Fanatismus und Selbstüberschätzung ist ein sicheres Zeichen, daß es sich um eine spirituelle Sackgasse handelt. 

Dem esoterischen Sucher mit etwas Menschenkenntnis erschließt sich der wahre Charakter so manchen Weges schon aus Verhalten und Ausdrucksweise der Anhänger des betreffenden Weges. 

Die starre maskenhafte Glücklichkeit und Sanftheit, die wohl ein Abglanz der himmlischen Freuden sein soll, die auf dem Weg zu erreichen sind, ist nicht selten in Wirklichkeit Ausdruck fanatischer Borniertheit und spiritueller Gefangenschaft in süßlichen Emotionen.

 Bevor man sich einem Weg anschließt oder sich für eine Methode entscheidet, sollte man lange und genau prüfen. 

5.3 - Der echte Lehrer

Der dritte Schritt ist die Wahl eines Lehrers, der den Inhalt des „Gefäßes" vermitteln kann. Der über die Mittel und Wege verfügt, spirituelle Methoden und Anweisungen zu erteilen und ihre Ausführung anzuleiten und zu korrigieren. 

In allen Bereichen des Lebens ist ein Lehrer notwendig, um gewisse Inhalte leichter zu verstehen und anzuwenden. 

Selbst der begabteste Musiker beispielsweise braucht einen geeigneten Lehrer, um sein Talent richtig entfalten zu können. Im Spirituellen ist das nicht anders.

Ein Lehrer, der sich

- „einziger",

- „wahrer"

- „höchster" Meister nennt oder nennen läßt,

- oder der „als einziger echte Initiationen erteilen kann"

- oder „die einzige Möglichkeit zum Erreichen höherer

  spiritueller Ziele ist"

- oder das „alleinige Sprachrohr Gottes" und so weiter,

ist mit Sicherheit kein authentischer spiritueller Meister. 

 Ebensowenig sind all die modernen „Self-Made-Meister" ohne echte spirituelle Tradition, die sich samt kleinerer oder größerer Anhängerschar auf dem esoterischen Supermarkt tummeln und außer ein wenig Charisma und „Ausstrahlung" wenig zu bieten haben, authentische spirituelle Lehrer. 

Allein mit Hilfe dieser Kriterien läßt sich der Großteil der sogenannten spirituellen Meister aussondern. 

6 Nachwort

Natürlich ließe sich über diese letzten Absätze und über vieles mehr in diesem Text lange diskutieren.

Die gebotene Kürze dieser Überlegungen zwingt zu solch knappen, schnörkellosen Aussagen, die vielleicht hart und provokativ klingen. Doch wenn es durch sie gelingt, zum Nachdenken anzuregen, zum Reflektieren, zum In-Frage-Stellen, ist der Zweck dieser Gedanken über

 

„Den Mißbrauch der Esoterik" erreicht.

 

Gerade auf dem Gebiet des „Nach-innen-schauens" - der Esoterik - kann die Wahrheit nicht in nebulösen Patentrezepten liegen, sondern

- im klaren Unterscheidungsvermögen,

- in der Wahrheit des eigenen Herzens.