Zeusstatue des Phideas

Zeusstatue des Phideas


 

Standort: Olympia (Griechenland)
Höhe: 12 m
Lebensdauer: 807 bis 932 Jahre
Erbauer: Phidias von Athen
Baubeginn: ca. 430 v. Chr.
Bauzeit: 22 bis 32 Jahre



Phidias trug eine so vollkommene Auffassung von Schönheit in sich, dass er, ganz darauf ausgerichtet, seine Künstllerhände dazu anhalten konnte, ein wahres Abbild des Gottes zu fertigen.
(Marcus Tullius Cicero)

260 km südlich von Athen, an der Westküste Griechenlands, befand sich in der antiken Stadt Olympia die Statue des Zeus. 

Seit 776 v. Chr. wurden in Olympia sportliche Wettkämpfe zu Ehren des Zeus, dem König der Götter, abgehalten, die Olympischen Spiele. Entgegen dem heute üblichen Verständnis wurde der Zeitraum zwischen zwei Spielen „Olympiade“ genannt. 

Im Laufe von drei Jahrhunderten wurden die Spiele von Olympia zu den bedeutendsten panhellenischen Spielen, welche die besten Athleten Griechenlands und Tausende von Zuschauern anzogen. Olympia war zum obersten Heiligtum der Zeus-Anbetung geworden. Um 470 v. Chr. erging in Griechenland ein Spendenaufruf, um Zeus einen Tempel zu erbauen, der größer und prachtvoller als jeder Tempel zuvor werden sollte. 457 v. Chr. wurde der Tempel fertig gestellt. 

Die Zeusstatue des berühmten griechischen Bildhauers Phidias wurde im Tempel zu Olymp aus Marmor, Gold und Elfenbein errichtet. Sie besaß eine Höhe von 12 m. 

Den mächtigen Tempel von Olympia beherrschte das außergewöhnliche Kultbild des Göttervaters Zeus. Der legendäre Ruf des Kunstwerkes war damals weit über die Landesgrenzen gedrungen. 

In der Werkstatt des Phidias entstand es um 430 v. Chr. Das Atelier entsprach genau den Maßen des Allerheiligsten, dem Bestimmungsort der Statue. Nur so konnte der Bildhauer ihre Wirkung auf den Betrachter abschätzen. 1954 machten Archäologen eine Entdeckung: ein Kännchen aus dem persönlichen Besitz des Künstlers. Auf der Unterseite die Worte: „Pheidio eimi“ (Ich gehöre dem Phidias).  

Über das berühmte Genie kursierten schon in der Antike wilde Gerüchte. Er galt als eigenbrötlerisch, jähzornig und fanatisch. 

Gemeinsam mit seinem Schüler und Geliebten Pantarkes hatte er zuvor die Pallas Athene auf der Akropolis vollendet. Mit der neuen Aufgabe sieht er sich vor seiner größten Herausforderung: Er solle eine zwölf Meter hohe Sitzfigur des Zeus schaffen. 

Phidias liebt seine Kreation und er liebt das Gold. In Athen soll er eine größere Menge des edlen Metalls gestohlen haben. Deshalb musste er mit seinem Schüler und Geleibten fliehen. Zweihundert Kilo des teuren Rohstoffes haben die Auftraggeber für den Zeus von Olympia geliefert. Erneut wird Phidias beschuldigt, einen Teil davon beiseite geschafft zu haben. Auch Edelsteine, so schreiben Historiker, habe er unterschlagen. War der Künstler wirklich ein Dieb oder das Opfer von Intrigen? Sicher neideten ihm viele Zeitgenossen Ruhm und Erfolg. 

Auf einem künstlichen Hügel wurde der 64 x 27 m große Unterbau errichtet, der heute noch fast vollständig erhalten ist. Darauf befanden sich 34 Säulen aus Muschelkalk, 10,53 m hoch, die das aus Marmorplatten bestehende Dach trugen. Im Mittelpunkt des Tempels befand sich die Cella (die; lat., „Kammer“ – gemeint ist hier das Innerste und Allerheiligste des antiken Tempels mit Gottesbild), der Kultraum, mit der Statue des Zeus, das einzige Weltwunder, das nicht unter freiem Himmel stand.  

Damit der Bildhauer diese Statue erschaffen konnte, wurde in einer Werkstatt, die sich 80 m vom großen Tempel entfern befand die Cella nachgebaut. Phidias errichtet zunächst ein Gerüst aus Eisen, Holz und Gips, das in etwa der Statue entsprach. Dann wurden die unbekleideten Körperteile wie Gesicht, Arme, Hände, Füße mit modelliertem Elfenbein beschichtet. Haare, Gewand und Sandalen waren aus Gold. Berechnungen anhand anderer Statuen lassen vermuten, dass die Goldauflage ca. 200 kg schwer war und nach heutigem Preis ca. 3 Millionen € wert. Die Augen bestanden vermutlich aus faustgroßen Edelsteinen, wobei die Statue insgesamt 12 m hoch war. Nach der Fertigstellung wurde die Statue in Einzelteile zerlegt, in die Cella gebracht und dort zusammengesetzt. 

Die Statue des Zeus saß auf einem Armsessel mit hoher Rückenlehne. In einer Hand hielt er ein Zepter, als Zeichen seiner Macht auf dessen Knauf ein Adler, sein heiliger Bote, saß. In der anderen Hand stand Nike, die geflügelte Siegesgöttin, die später vom Christentum als Engel übernommen wurde. Der Kopf war mit Ölzweigen geschmückt, wie ihn nur die Sieger erhielten. Zeus Füße ruhten auf einem Schemel, der von zwei Löwen getragen wurde und die Inschrift „Phidias, Sohn des Charmides aus Athen, hat mich geschaffen“ trug, bis diese im Jahr 393 n. Chr. durch Kaiser Theodosius verboten wurden, der sie als heidnischen Kult ansah. 

Nach der Zeitenwende hatten Naturkatastrophen den geweihten Ort völlig vernichtet. Erst 1766 spürte ein englischer Forscher die untergegangene Stätte wieder auf. Etwa hundert Jahre später begannen deutsche Archäologen, Skulpturen und Säulenreste auszugraben. Eine dicke Schlammschicht hatte die Kunstwerke vor weiterem Verfall bewahrt.  

Fast 1.200 Jahre lang wurden die Olympischen Spiele veranstaltet. Wann und wie die Statue des Zeus verloren ging, bleibt umstritten. Die Hauptfigur des Olymps soll zerstört worden sein, als Kaiser Theodosius II. im Jahr 393 n. Chr. die Olympischen Spiele verbot und den Tempel schließen ließ. Auf alle Fälle wurde sie im 2. Jahrhundert n. Chr. Bei einem Erdbeben schwer beschädigt. Andere Quellen behaupten, dass sie um 350 n. Chr. von Plünderern zerstört wurde bzw. 475 n. Chr. der strahlende Gott nach Konstantinopel verschleppt worden sei. Dort soll er in einem Palast verbrannt sein. 

Weder Gold und Elfenbein, noch seine Größe machten das Sitzbild des Zeus zum Weltwunder. Sondern allein die unvergleichliche Ausstrahlung als gütiger Vater der Götter und Menschen.