Tempel der Artemis

Tempel der Artemis

 

 

Standort: Ephesos (Türkei)
Maße: 51 x 105 m
Säulen: 127, je 18 m
Erbauer: unbekannt
Baubeginn: ca. 560 v. Chr.
Bauzeit: ca. 120 Jahre
Lebensdauer: 84 Jahre



Doch als ich dann endlich Artemis`Tempel erblick, der in die Wolken sich hebt, blasste das andere dahin Ich sagte: ´Hat Helios`Auge außer dem hohen Olymp je etwas Gleiches gesehen´?“
(Reisbericht des Antipatros) 

Auf der Suche nach neuen Siedlungsmöglichkeiten gegen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. gründeten die Ionier gegenüber der Insel Samos die Stadt Ephesos. Im Laufe der Zeit wurde

Ephesos ein Ort von sagenhaftem Reichtum. An einem abgelegenem Platz, an der Mündung des Kaystros, befand sich in einer Einfriedung ein heiliger Baum mit der Statue einer altasiatischen Naturgottheit. Die Siedler übernahmen diesen Kult, setzten die Gottheit aber mit Artemis gleich. Sie begannen einen Tempel zu bauen, da Artemis Tochter des Zeus und Zwillingsschwester des Apoll war. 

560 v. Chr. eroberte der Lyderkönig Kroisos (Krösus – reich) Ephesus. Er finanzierte den Bau des Tempels, das zum prächtigsten Heiligtum der Griechen wurde, Artemision genannt. 

Heute ist der Hafen der antiken Handelsstadt längst versandet. Einst lag der Weltstadt das Mittelmeer zu Füßen. 

Am Stadtrand stand damals das größte Heiligtum von Ephesos. Der Tempel der Göttin Artemis – auf sumpfigem Grund. Denn „er sollte keine Erdbeben spüren und keine Erdrisse fürchten“, so ist es von dem römischen Dichter Plinius überliefert. Das Fundament bestand aus angekohlten Eichenstämmen und aufgeschüttetem Gestein. 

Dem Architekten raubte das Problem der Konstruktion den Schlaf. Wie sollte der letzte tonnenschwere Querbalken auf die 18 m hohen Säulen gebracht werden? Eines Nachts erschien im die Göttin im Traum. Artemis hob den Riesenstein hoch. In ihren Händen wog er leicht wie eine Feder. Ohne Mühe trug sie die schwere und sperrige Last an den Ort seiner Bestimmung. Die Bauteile lagen tatsächlich am richtigen Platz, als Chersiphron am Morgen erwachte. Ein schönes Märchen – ersonnen zu Ehren der himmlischen Helferin.


Der Artemistempel war das perfekte Werk einer Göttin. In Wirklichkeit aber dauerten die Arbeiten an dem legendären Heiligtum 120 Jahre. Ein Monument, wie es die Alte Welt noch nicht gesehen hatte. Seine Dimension stellte alles andere (außer den Pyramiden von Gizeh) in den Schatten: 127 Marmorsäulen von 18 m Höhe, das entspricht in etwa einem sechstöckigen Haus, und jede einzelne mit kunstvollen Reliefs geschmückt, von majestätischer Schönheit. 

Das Fundament bestand aus robustem Felsgestein. Das aus Zedernholz gefertigte Dach wurde von 127 Marmorsäulen getragen. Das Portal zur Cella des Artemisions war aus poliertem Zypressenholz gemacht und mit Gold und Farbe verziert. Die 2 m hohe Artemisstatue in der Cella war aus Weinrebholz gefertigt und  mit Gold und Silber verkleidet. 

Die Katastrophe kommt in der Nacht des 21. Juli 356 v. Chr. in Gestalt des Herostratos. In seinem Gepäck auf dem Wagen hat er eine Kanne Öl. Er verfolgt einen wahnwitzigen Plan, getrieben von krankhaftem Ehrgeiz. Bis zum 20 m hohen Dachboden des Tempels musste der Grieche hinauf steigen. Nichts konnte ihn aufhalten. Das Verhängnis nahm seinen Lauf. Die Balken aus edlen Hölzern brannten lichterloh. 356 c. Chr. versank der Stolz von Ephesos in einer Feuersbrunst. Noch heute wird Zerstörung aus Geltungssucht als „Herostraten-Tat“ bezeichnet. 

Aus ganz Griechenland trafen Spenden für den neuen Tempel ein und man begann mit dem Neubau, der durch den Architekten Cheirokrates geleitet wurde. Auf dem alten Fundament wurde ein neues errichtet, diesmal aber mit den Maßen 65 x 125 m. Die Architektur glich aber weitgehend dem ursprünglichen Tempel. Von 127 Säulen trugen 36 auf dem unteren Teil übermannshohe Friese, auf denen die Taten griechischer Götter und Helden dargestellt waren. Der neue Tempel war nun 2 m höher, da auf die alte Schuttschicht noch ein 2 m hoher Fußboden aufgelegt wurde. Die Decke war diesmal aus massivem Stein, um einen weiteren Anschlag zu verhindern. Auch der neue Tempel wurde wieder zu einem religiösen und geschäftlichen Zentrum Griechenlands und er war die größte und wichtigste Bank am Platz.  

Im Jahr 133 v. Chr. fiel Ephesos an Rom und nannte sich fortan Ephesus, Hauptstadt der neuen römischen Provinz Asia. Noch drei Jahrhunderte blieb das Artemision Zentrum des religiösen, geistigen und wirtschaftlichen Lebens, bis es 262 n. Chr. von den Goten geplündert wurde. 118 Jahre später verlor es, mit dem Übertritt zum Christentum unter Kaiser Theodosius, endgültig seine Bedeutung und wurde nur noch als Steinbruch genutzt.  

Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Archäologen nach dem Tempel zu suchen, doch erst 1903 fand der Brite David Hogarth den Schatz der Artemis, bestehend aus 3.000 wertvollen Perlen, Ohrringen, Haarnadeln, Broschen und Münzen. 

1956 wurde die Werkstatt des Phidias freigelegt, mit Kopien der Statue aus dem Tempel, diese befinden sich heute in Museen der Städte Ephesos und Seltschuk (Türkei).